Howell, Katherine:Herztod - Ein Sydney-Krimi
- new book 2009, ISBN: 3641026962
In englischer Sprache. Verlag: Blanvalet Verlag, Montag, 5. Mai, 14.21 Uhr "Siebenundvierzig an Zentrale." Die Stimme des Rettungssanitäters war angespannt. Sophie Phillips beugte sich v… More...
In englischer Sprache. Verlag: Blanvalet Verlag, Montag, 5. Mai, 14.21 Uhr "Siebenundvierzig an Zentrale." Die Stimme des Rettungssanitäters war angespannt. Sophie Phillips beugte sich vor und stellte das Funkgerät in ihrem Sanka lauter. "Sprechen Sie, Siebenundvierzig", kam es von der Leitstelle. "Wir haben zwei Kinder mit Code Zwei nach Wohnungsbrand. Fordern dringend Unterstützung an." Sophie verzog das Gesicht. Zwei Kinder mit Herzstillstand. Großer Gott. Rettungswagen 47 war in Randwick stationiert, und falls die Besatzung nicht außerhalb ihres Gebiets irgendwo in der City tätig war, würde man sie und Mick Gott sei Dank wohl kaum anfordern. Einsätze mit schwer verletzten Kindern waren nie schön. Und seit sie vor zehn Monaten Lachlan bekommen hatte, waren sie noch schlimmer. Auch wenn es sich die wenigsten Leute klarmachten, trat das Unglück in jeder Minute des Tages irgendeinem armen Bewohner Sydneys mit schwerem Stiefel ins Gesicht. An einem Tag wie heute erschien es besonders ungerecht. Der Himmel zeigte das frische, endlose Blau des Spätherbsts. Der Wind ließ die Fahnen am Circular Quay flattern, und der Geruch von Seewasser und frittiertem Essen drang in den Rettungswagen. Sie standen an einer Bushaltestelle an der Alfred Street. Mick holte auf der anderen Straßenseite in einem Imbiss am Quay gerade Kebabs für ein spätes Mittagessen; er lauschte dabei dem tragbaren Funkgerät für den Fall, dass sie zu einem Einsatz gerufen wurden. Sophie wartete auf seine Rückkehr und dachte an die Eltern der beiden Code-Zwei-Kinder und an die kleinen, leblosen, rauchgeschwärzten Gesichter. "Einunddreißig, wo befinden Sie sich?" Sophie griff nach dem Mikrofon. Bitte nicht den Brand. "Einunddreißig ist am Quay, Zwanzig holen." "Danke, Einunddreißig. Ich habe eine angeschossene Person in der Civic Bank, George Street. Polizei ist vor Ort, Wiederbelebungsmaßnahmen sind in Gang." Ein Adrenalinstoß durchfuhr sie. "Einunddreißig übernimmt." Sie hängte das Mikrofon wieder ein und riss ein Paar Latexhandschuhe aus der Schachtel zwischen den Sitzen. Mick kam mit leeren Händen von der Dönerbude zurückgerannt und warf das Funkgerät in die Kabine, dann sprang er auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Er schaltete die Warnblinkanlage aus und drückte den Knopf für Martinshorn und Blaulicht, während er aus der Bushaltestelle ausscherte. Hinter ihm kreischten Bremsen, eine Hupe ertönte. Mick warf nicht einmal einen Blick zurück. "Bestimmt wieder ein Bankraub", sagte er. "Glaubst du?" Sie fuhren bei Rot über die Bond Street, und Sophie sah nach dem Verkehr auf ihrer Seite. "Frei." Mick trat ins Pedal und drückte auf die Hupe, um die Sirene auf Heulton zu stellen. "Ja. Die Bande wird wieder zugeschlagen haben", sagte er. Die nächste rote Ampel. "Frei." Bei jedem neuen Überfall der vierköpfigen Bande gab es in den Zeitungen ein großes Gezeter über die anhaltende Unfähigkeit der Polizei, sie zu fassen, und Sophies Mann Chris nahm die Beschimpfungen persönlich. Er tat seit neun Jahren als Polizeibeamter in der City Dienst, und sein Panzer hätte inzwischen härter als der einer Schildkröte sein müssen, aber solche Dinge trafen ihn jedes Mal wieder. "Arbeitet Chris heute?", sagte Mick. "Dann könnte er am Tatort sein." Sophie hoffte, dass er nicht dort war. Denn falls er es war, würde sein Partner Angus Arendson ebenfalls da sein. Es war erst fünf Wochen her, seit Sophie den größten Fehler ihres Lebens gemacht hatte, und seitdem war es jedes Mal, wenn sie Angus sah, als hätte sie verlernt, wie man ein normales Gesicht aufsetzt oder ungezwungen spricht wie andere Menschen auch. Wenn Chris dabei war, war es noch schlimmer. Wäre Chris nicht von seinem posttraumatischen Stresssyndrom, oder was immer es war, so in Anspruch genommen, hätte er längst merken müssen, was sie getan hatte. Er hätte es noch in derselben Nacht merken müssen. Je näher sie der Bank kamen, desto verstopfter wurden die Straßen. Sophie versuchte, sich auf den Fall zu konzentrieren, statt auf die Leute, die möglicherweise am Schauplatz sein würden. Schießereien waren in den letzten Jahren häufiger geworden in Sydney, aber man konnte sie noch nicht alltäglich nennen. Für Sophie bedeuteten sie höchst aufregende Einsätze, bei denen man zeigen musste, was man gelernt hatte, und tatsächlich Leben retten konnte - vorausgesetzt, die Kugel hatte keine lebenswichtigen Organe getroffen und man war schnell genug vor Ort. In ihrer Ausbildungszeit vor acht Jahren war sie nach einem Schusswechsel im Einsatz gewesen, bei dem die Kugel die Aorta des Opfers aufgerissen hatte. Der Mann war innerhalb einer Minute verblutet. Sie würde nie die Worte ihres damaligen Vorgesetzten vergessen. "Hätte ihn der Schuss auf dem Operationstisch getroffen, dann wäre er vielleicht knapp durchgekommen." Mick schwenkte auf die Gegenfahrbahn. Das Martinshorn jaulte, und die Scheinwerfer waren aufgeblendet. Er ging nicht mehr von der Hupe. Fahrzeuge, die aus einer Seitenstraße kamen, wichen ihnen aus. Mick raste über den freien Straßenabschnitt zu einem Streifenwagen, der quer über der Fahrbahn stand. Er steuerte um ihn herum zum Vordereingang der Bank. Überall war Polizei. Sophies Hände schwitzten in den Handschuhen. "Einunddreißig ist vor Ort", gab sie über Funk durch. Bevor Mick den Motor abgestellt hatte, war sie auf der Straße. Sie riss die hintere Seitentür des Sankas auf, um sich das Sauerstoffgerät und die Medikamentenbox zu schnappen, während Mick von der Fahrerseite um den Wagen lief und das EKG-Gerät und den Erste-Hilfe-Kasten herauszog. Sie eilten über den Gehweg zu der breiten Glastür. Ein Polizist hielt sie ihnen auf, er war blass und hatte den Blick geradeaus auf die Straße gerichtet. "Sieht übel aus." Die Bank war groß. Ihre Schritte hallten über den Marmorboden. Vier Meter hinter der Tür stand ein Polizeibeamter vor einem Blutspritzer auf dem Boden Wache. Sophie sah sich nach dem Patienten um. "Der hier ist davongekommen", sagte der Beamte. "Euer Mann ist dort drüben." Er lag am anderen Ende des mit Seilen abgetrennten Wartebereichs. Drei Polizisten und zwei Bankangestellte standen dicht gedrängt um ihn herum, während zwei weitere Beamte Wiederbelebungsmaßnahmen durchführten. Sophies Magen zog sich zusammen. Chris stützte sich mit verschränkten Armen auf den Wachmann und zählte bei jeder Kompression laut mit. "Eins und zwei und drei und vier und atmen." Angus kniete am Kopf des Mannes. Weder er noch Chris trugen Handschuhe. Er beugte sich hinunter, um in das Einwegventil an einer Atemmaske aus Plastik zu blasen, die er auf das Gesicht des Wachmanns drückte. 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