Der Hamsun Prozess - Paperback

Vor mehr als dreißig Jahren verfolgte die ganze Welt angespannt den Verlauf des Prozesses gegen den 88jährigen Nobelpreisträger Knut Hamsun, den sie einmal als einen der ganz großen Schriftsteller dieses Jahrhunderts verehrt hatte. Als er während der Besetzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg offen die Partei der Deutschen ergriffen hatte, war er nicht nur in den Augen seiner Landsleute zum Verräter geworden. Über zwei Jahre dauerte der Prozeß; er ging im Dezember 1947 zu Ende und bedeutete Hamsuns wirtschaftlichen Ruin. Unter dem Eindruck der Besatzungszeit unsicher und befangen die Richter, aufgebracht und intolerant die öffentliche Meinung. Daß dieser Prozeß eines Tages wieder aufgerollt werden würde, war unausbleiblich, ein notwendiger Akt von »Vergangen heitsbewältigung». Thorkild Hansen hat sich diese Aufgabe gestellt Was hatte die Öffentlichkeit denn über Hamsuns Tun und Lassen in den Jahren des Terror-Regimes gewußt, das Josef Terboven in den «besetzten norwegischen Gebieten* errichtete, was wollte sie davon auch wissen? Sie kannte nicht die Demütigungen, die der stolze, zähe und verschlagene Greis von Hitlers «Reichskommissar» zu ertragen hatte. Sie wußte nicht, was ihn veranlaßt hatte, es so einzurichten, daß Hitler ihm auf dem Obersalzberg eine Audienz gewähren mußte, und wie sie verlaufen war. Das für die Verhandlungbestimmte Protokoll dieser in Hitlers Laufbahn ganz unerhörten Begegnung hätte den Angeklagten entscheidend entlasten können: Es hat das Gericht nie erreicht. Zu Thorkild Hansens Quellen zählen mehr als 300 unveröffentlichte Briefe Knut und Marie Hamsuns, die in Oslo im Reichsarchiv liegenden, sekretierten Gerichtsakten, ein von ihm aufgefundenes lagebuch, von Hamsun in der psychiatrischen Klinik, wohin man ihn gesteckt hatte, un-entdeckt geführt. Dazu gehören zahlreiche Interviews mit der Familie Hamsun, mit bekannten und unbekannten früheren Freunden und Gegnern. ...