[Blackbird Singing]. Gedichte und Songs 1965-1999. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Adrian Mitchell. - used book

HARDCOVER: Paul McCartney,Blackbird Singing, Gedichte und Songs 1965 - 1999: 1., "Two doors open / One door closed / Bye-bye Ivan." Mit diesen Zeilen begann eine neue Phase im Leben des Paul McCartney. Auslöser war der Tod seines langjährigen Freundes Ivan Vaughan im Jahr 1993. Dieses schockierende Erlebnis konnte und wollte einer der größten Songschreiber aller Zeiten nicht mehr mit einem Lied beantworten. Befreit vom ewigen Vertonungszwang gelangen ihm Poeme, Nachrufe und Innenansichten von einer Trauerkraft, die in einem gängigen Popsong völlig unangemessen wäre. Auch die nach dem Tod seiner Frau Linda entstandenen Gedichte, zeigen einen neuen, gereiften Paul, der seinem Verlustschmerz in beeindruckenden Versen Ausdruck verleiht.

Mit dem Musikjournalisten Adrian Mitchell, einem Freund seit Beatles-Zeiten, traf Paul eine Auswahl seiner besten Gedichte und Songtexte für dieses Buch. Lange stand Macca als Lyriker im Schatten John Lennons. Spätestens mit "Yesterday" hatte er aufgeholt -- dennoch oszillierte McCartneys textliche Bandbreite zu Beatles-Zeiten immer zwischen echtem lyrischem Erguss und unsäglichen Albernheiten. Songs wie "Maxwell's Silver Hammer" aus dem Album Abbey Road, oder das Hochland-Mini-Epos "Mull Of Kintyre", sind auch schwarz auf weiß eher Peinlichkeiten. "Hey Jude" hingegen, schon von Lennon als eine der besten Arbeiten Pauls geschätzt, sowie die surrealen Momente in "Eleanor Rigby", oder das nostalgisch-träumerische "Penny Lane" entfalten auch beim Lesen ihre starken Bilderwelten.

Kristian Lutzes feinfühlig übersetzte Nachdichtungen orientieren sich streng an Reim und Versmaß des Originals, wodurch Inhalte zuweilen zu munteren Eigenschöpfungen einluden. Dem Beatles-Song "Back In The U.S.S.R." vom White Album entsprechend, grüßt Lutze flott "Hey Moskau, bin wieder da". Auch werden wir, statt mit BOAC den "Ukraine Girls" entgegen zu schweben, in einen ungemütlichen Flieger der Aeroflot gesetzt.

Interessanter, weil strenger und privater, sind Pauls gereimte Reflexionen über geliebte Menschen wie den ergrauten, fast tauben Beatles-Produzenten George Martin ("Your son resembles you closely"); das grandiose "Standing Stone", das fast schon oratorienhafte Züge trägt -- sowie seine Nachrufe auf Lovely Linda. Welche Ehre, diesem Schmerz beizuwohnen. --Ravi Unger